Islamisches Recht
Wichtige Aspekte auf wie z.B. die religiöse Säkularität, die Mannigfaltigkeit der Rechtsmethodik, die Strukturelemente der Diskurse werden in diesem Werk aufgegriffen.
Buchtitel: Islamisches Recht
AutorInnen: Lohlker R
Verlag: facultas wuv.utb 3562
Erschienen: 2012
Der Autor ist Universitätsprofessor und lehrt Islamwissenschaften am Institut für Orientalistik der Universität Wien. Die Untersuchung beruht auf vieljähriger Beschäftigung mit islamischem Recht und greift wichtige Aspekte auf wie z.B. die religiöse Säkularität, die Mannigfaltigkeit der Rechtsmethodik, die Strukturelemente der Diskurse - zur Grundlegung werden Strukturen von Rechtswerken analysiert, und die Rolle der Wahrscheinlichkeit bei der Urteilsfindung (Seite 8). Der Autor wählt dabei eine Sprache, die sich an Guattari und Deleuze anlehnt und normative, theologische Aussagen vermeidet und auf einer immanenten Beschreibungsebene bleibt (ohne den möglichen Transzendenzbezug zu leugnen). Die Abwägung von Wahrscheinlichkeiten, die für die eine oder andere Rechtsmeinung sprechen, ist ein auch für Europäer attraktiver Ansatz, ebenso das Denken in Analogien. Ein sprechendes Beispiel für die plurale Denkweise liefert die Auseinandersetzung mit Säkularität (Weltlichkeit) und Religion und die Auffassung, dass es sich beim islamischen Recht um eine religiöse Säkularität handelt. Spannend ist auch die Heranziehung der "Rhizom"-Metapher: Entgegen der hierarchischen Baum-Organisation des Wissens wird eine unhierarchische Geflechtorganisation bevorzugt, um das islamische Rechtsdenken in seinen vielen Ebenen und offenen Übergängen zu beschreiben. Der Autor zitiert auch die Ambiguitätstoleranz (das Ertragen von Unsicherheiten, Mehrdeutigkeiten, Widersprüchlichkeiten), die Thomas Bauer dem islamischen Denken attestiert, zur Charakteristik des islamischen Rechts.
Lohlker erhebt nicht den Anspruch, "die Wahrheit über die Methodik des islamischen Rechts zu sprechen."(S236). Es geht nur um die Entdeckung neuer Faltweisen, um Unterschiede im Virtuellen. Das Ganze wird nicht atomisiert, sondern bleibt erhalten, aber in einer Fülle von möglichen Perspektiven. Eine anregende Lektüre über ein wichtiges Thema unserer Zeit!