Wolfgang Dehmer und Alfons Koller:

Computer und Internet in der Lehrerfortbildung Österreichs

Seminarmodule und Zugänge für Lehrer

  1. Was spricht für den Einsatz von Computern, Multimediasoftware und Internet im Geographieunterricht?

  2. Zugänge für Lehrer

  3. Module für Lehrerfortbildungen

  1. Wie kann eine Überbewertung des Mediums vermieden werden?

  2. Das Verhältnis Lehrer und Multimedia

 

  1. Was spricht für den Einsatz von Computern, Multimediasoftware und Internet im Geographieunterricht?

Computer und Internet haben im letzten Jahrzehnt in viele Wohnungen und Büros Einzug gehalten. Viele unserer Kinder leben mit diesen Medien; sie sind für sie ein selbstverständlicher Teil ihrer Freizeitwelt geworden. In unbekümmerter und explorativer Weise nutzen sie CDs, spielen, „chatten" (d.h. tratschen via Internet), hören Musik oder „surfen" durch das weltweite Computernetz.

Neben dem Reiz des Neuen, der allerdings nur kurzfristig anhalten wird, ist es vor allem der Drang, Unentdecktes zu erforschen, die Faszination des weltweiten Handelns, die scheinbare Erfüllung ungeahnter Möglichkeiten und das Agieren in offensichtlich kontrollierbaren Systemen, was zur Beschäftigung anregt. In diesem Sinne stellt sich für manche Schüler überhaupt nicht die Frage, ob sie sich dieses Werkzeuges bedienen sollen. Es wird für sie zunehmend zur Selbstverständlichkeit.

Auf den Geographieunterricht bezogen, eröffnet sich mit Computern, Multimediasoftware und Internet eine Fülle von aktuellen, bildhaften, jederzeit und allerorts verfügbaren Informationen. Wettermeldungen und Satellitenbilder stehen just-in-time zur Verfügung. Augenzeugenberichte und Fotos werden ins Klassenzimmer geliefert. Interviews, Musik und Videos geben einen multimedialen Eindruck. Sie dienen der Veranschaulichung von Lerninhalten und verlegen den methodischen Schwerpunkt hin zu schüler- und handlungsorientiertem Arbeiten. Trainingsprogramme und selbst gesteuertes Arbeiten ermöglicht auch verstärkt individuelles Lernen in Kleingruppen. Auch eine neue Form der Regionalen Geographie wird erreicht; via Computer und Internet stehen Geoinformationen weltweit in großen Maßstäben zur Verfügung. Je nach Interessenslage und Arbeitsauftrag kann eine vertiefte Auseinandersetzung erfolgen.

Der Kern des Lernens und Lehrens muss aber in der Informationsverarbeitung liegen; er darf nicht von Informationssuche, von peripheren Details und technischen Problemen verdrängt werden. Wie ertragreich, wie effizient, wie interessant die jeweilige Unterrichtseinheit ist, hängt damit wesentlich von Faktoren ab, die außerhalb eines technischen Idealzustandes liegen. In den beiden abschließenden Kapiteln wird darauf besonders eingegangen.

Wie viele unserer Schüler diese neuen Medien nutzen, so öffnen sich (zumindest in Österreich) auch in zunehmenden Maße Lehrerinnen und Lehrer dieser Herausforderung. Es ist ihre Aufgabe computer- und internetunterstütztes, multimediales Arbeiten in das Fach Geographie zu integrieren, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zu erkennen, auf ihre Klassen- und Unterrichtssituation abzustimmen und durchzuführen. Dabei muss Sinnvolles von Weniger-Sinnhaftem getrennt und ein Bewusstsein der Gefahren und Probleme geschaffen werden. Notwendige Voraussetzung hiefür ist, dass der Lehrende dazu auch die Möglichkeit erhält.

  1. Zugänge für Lehrer
2.1. Österreichweite Fortbildungsseminare

2.2. Regionale Fortbildungsseminare

2.3. Fachspezifische Medien

2.4. Allgemeine öffentliche Medien

2.5. Schul- und Bildungsmesen, Geographentage, European School Network

2.6. Arbeitsgemeinschaft Geographie

2.7. Geographie-Homepage im Internet

2.8. E-Mail-Listen und E-Mail-Hotline

2.1. Österreichweite Fortbildungsseminare

Seit 1993 findet jährlich in der Woche nach Ostern eine österreichweite Fortbildung für Gymnasiallehrer in Salzburg statt. Diese wird vom ortsansässigen Institut für Geographie und angewandte Geoinformatik, dem lokalen Lehrerfortbildungsinstitut (Pädagogischen Institut) und dem österreichischen Unterrichtsministerium organisiert und finanziert. Das Programm steht immer unter einem Generalthema (so z.B. im Jahr 2000: „CD und Internet: Didaktik, Evaluation, Geoinformation"). Das Seminar wechselt methodisch zwischen Vortrags- und Übungsphasen in Verbindung mit Postersitzungen, Workshops, Plenums- und Podiumsdiskussionen.

Neben einer regelmäßigen Auseinandersetzung mit den Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Unterrichtssoftware des letzten Jahres spannt sich der Bogen des Programms über folgende Themen, bei denen neben der fachlichen Fortbildung auch fachdidaktische und schulpraktische Fragen im Mittelpunkt stehen:

  • Geographische Informationsverarbeitung in Wissenschaft und Praxis

  • Übungen mit ArcView, Maps für Windows, Aktuelle Österreichkarte, PC-Austria

  • Geoinformation im Internet, Online-Atlanten, Online-Geographie, Global-Positioning-System

  • "Weltbilder": Die digitale Welt in der angewandten Geographie, Raumkonzepte in der Geographie, Mensch- und Weltbilder im Internet

  • Computerspiele und Simulationen im Geographieunterricht

  • Unterrichtssoftware zur Kartographie und Topographie

  • Satellitenbilder und Bildverarbeitung mit Idrisi, Satellitenbildatlanten

  • Internetdienste für Geographie-Lehrer (Web: http://gw.eduhi.at und E-Mail/Maillisten)

  • Weiterverarbeitung von Information aus dem Internet, Gestalten von Web-Seiten

  • Workshop mit Unterrichtssoftware, Präsentation von Unterrichtsbeipielen

  • Didaktik des computerunterstützten Unterrichts

2.2. Regionale Fortbildungsseminare

In den regionalen Fortbildungsveranstaltungen auf Landesebene (für Gymnasial- und Hauptschullehrer sowie für Lehrer an berufsbildenden Schulen) und Bezirks-/Kreisebene (für Hauptschullehrer) wird der Schwerpunkt auf den schulpraktischen Einsatz von Unterrichtssoftware und Internet gelegt. In diesem Sinne dominieren angeleitete Übungsphasen, in denen sich die Lehrer ihre persönliche Meinung über das jeweilige Produkt bilden sowie die Handhabung der Software üben können. Fachdidaktische Tipps und Berichte über erfolgreiche Unterrichtseinsätze ergänzen dieses Programm.

Seit 1991 fanden Seminare dieser Art auf Initiative der Leiter der regionalen geographischen Arbeitsgemeinschaften in den Bundesländern Ober- und Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg regelmäßig statt, finanziell getragen von den jeweiligen Pädagogischen Instituten, die in Österreich für Lehrerfortbildung verantwortlich sind.

Im Bundesland Oberösterreich wurde anfangs eine Grundausbildung der Lehrer sicher gestellt (Windows, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Standard-Geographie-Unterrichtssoftware). Darauf aufbauend wurden thematische Schwerpunkte gesetzt (Bevölkerungs- und Klimageographie sowie Kartographie). Seit 1998 wird der Schwerpunkt durch das EU-Projekt "HERODOT - Using the Web in Teaching Geography" auf die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten des Internets gelegt (Lesen von Information, Speichern von Texten und Bildern, Erstellen von Arbeitsblättern, Präsentieren von Schulprojekten im Internet, Nutzung von Online-Geoinformationen/Web-Atlanten, Kommunikation zwischen Lehrern via E-Mail, Technischer Hintergrund und Risken des Internets, Didaktische Aspekte eines Interneteinsatzes). Gestützt durch Mittel der Europäischen Union (Sokrates-Programm/Open-and-Distance-Learning-Minerva) können nun pro Jahr 12 Lehrerfortbildungsveranstaltungen in Österreich sowie einen ähnliche Zahl in Spanien und im Vereinigten Königreich abgehalten werden.

Als Referenten sind im deutschsprachigen Raum Ludwig Hansen, Wolfgang Sitte, Josef Strobl, Elke Wöß sowie Wolfgang Dehmer und Alfons Koller zu nennen.

2.3. Fachspezifische Medien

In der quartalsmäßig erscheinenden Zeitschrift GW-Unterricht – gesponsert von der Bank Austria - wird seit 1990 regelmäßig über GW (Geographie und Wirtschftskunde) und Informatik berichtet. Kurt Trinko verfasst präzise Softwarebeschreibungen, Christian Sitte verweist im Zeitschriftenspiegel und im Bereich Unterrichtsmaterial auf viele Internetseiten und das Zentrum für Innovative Pädagogik an der diözesanen Akademie in Linz (Elke Wöß, Maria Astleither, Alfons Koller) erarbeitet computerunterstützte Unterrichtsbeispiele und evaluiert Unterrichtssoftware. Auf diesem Wege werden auch Neuigkeiten des internationalen Projektes HERODOT publiziert. (Die HERODOT-CD lag der gesamten Ausgabe Dezember 1999 in einer Auflage von 6500 Stück bei).

Weiters erscheinen in GW-Unterricht - vergleichbar den bundesdeutschen Zeitschriften - in unregelmäßigen Abständen ausführliche Artikel zu Themen des computerunterstützten Unterrichts und des Interneteinsatzes.

Auch in den Wissenschaftliche Nachrichten, herausgegeben vom österreichischen Unterrichtsministerium, werden Softwareprodukte, speziell CD-Roms, von Wolfgang Sitte beschrieben.

2.4. Allgemeine öffentliche Medien

Parallel zu den fachspezifischen Medien wird auch durch Presseaussendungen, Pressekonferenzen, TV- und Zeitungsberichterstattung die Öffentlichkeit über Innovationen in diesem Bereich informiert. Diese Kanäle werden durch private Kontakte, „wichtige" Persönlichkeiten des Bildungswesens (z.B. Landesschulratspräsident) und Pressestellen (der Diözese) eröffnet. Diese Berichterstattung unterstreicht die Bedeutung der neuen Medien im Geographie-Unterricht im Besonderen und stellt damit eine zweite Informationsschiene für Lehrer dar.

2.5. Schul- und Bildungsmessen, Geographentage, European School Network

Die Präsenz an Schul- und Bildungsmessen (z.B. Interpädagogika, Dt. Schulgeographentag) bietet Informationsmöglichkeiten für ein regional breit gestreutes Publikum. In persönlichen Gesprächen am Ausstellungsstand und in plenaren Präsentationen von Unterrichtsbeispielen können die neuen Ziele und Methoden dargestellt werden. Auch für den deutschen Schulgeographentag in Wien (23. – 28. September 2002) ist ein Workshop vorgesehen.

Kontakte über das europäische Schulnetz (http://www.de.eun.org) eröffnen die Möglichkeit zu internationaler Kooperation und zu sprachen- sowie fachübergreifender Arbeit.

2.6. Arbeitsgemeinschaft Geographie

Wurde schon bei den Fortbildungsseminaren die Bedeutung der regionalen Arbeitsgemeinschaften hervorgehoben, so können diese auch wichtige Multiplikatoren dieser Ideen sein. Eigeninitiative, Innovationsfreudigkeit und Offenheit gegenüber neuen Technologien sind seitens der Arbeitsgemeinschaftsleiter allerdings notwendige Voraussetzungen.

2.7. Geographie-Homepage im Internet

In dem Maß, mit dem Schulen und Lehrer auch Zugang zum Internet haben, steigt auch die Chance, die digitalen Medien selbst zur Verbreitung zu nutzen. Das EU-Projekt „HERODOT – Using the Web in Teaching Geography" entwickelte eine Plattform für den Geographieunterricht und legte Standards fest (http://geo.eduhi.at). Damit wird eine effiziente Suche nach Informationen im Internet möglich und die Publikation von qualitativ hochwertigem Material erleichtert. Die deutschsprachigen Seiten sind unter der Adresse http://gw.eduhi.at („Geographie und Wirtschaftskunde am Education Highway in Österreich") erreichbar. Sie sind weltweit jederzeit kostenlos abrufbar; unabhängig vom Staat, von der Nähe zu zentralen Orten, von Öffnungszeiten, etc.

2.8. E-Mail-Listen und E-Mail-Hotline

Elektronische Kommunikation bietet auch für Lehrer neue Möglichkeiten. Sie ist nicht nur kostengünstig und von gemeinsamen Arbeitszeiten unabhängig. Fachspezifische Informationen erreichen auch ohne Umwege den interessierten Lehrer. Kontakte werden über regionale Grenzen hinweg geknüpft. In Diskussionsforen werden Fragen gestellt und beantwortet.

In diesem Sinne wird im Rahmen des EU-Projektes HERODOT allen Leitern von Geographie-Arbeitsgemeinschaften die Möglichkeit geboten, eine E-Mail gleichzeitig an alle Lehrer eines bestimmten Schultyps oder einer bestimmten Region zu versenden (E-Mail-Listen). Auf diesem Wege können Umfragen gestartet und Informationen kurzfristig verbreitet werden.

Weiters besteht für die Projektdauer auch eine eigene Hotline (zip@padl.ac.at), an welche fachspezifische Fragen bezüglich Unterrichtssoftware und Internet gestellt und binnen 24 Stunden gratis beantwortet werden.

  1. Module für Lehrerfortbildung
3.1. Unterrichtssoftware

3.2. Grundlagen des Interneteinsatzes

3.3. Gestalten von Web-Seiten

3.1. Unterrichtssoftware

In einem eintägigen Basiskurs erhalten Lehrer die Möglichkeit, ausgewählte Unterrichtssoftware zu testen, die erweiterten Möglichkeiten kennen zu lernen, didaktische und schulpraktische Fragen zu diskutieren und sich damit eine eigene Meinung zu bilden.

Eine laufend aktualisierte Liste von Unterrichtssoftware, die auch Information über Hardwarevoraussetzung, Autoren und Kosten gibt, ist auf der Geographie-Homepage http://gw.eduhi.at/softlist.htm zu finden. Für die Lehrerfortbildung wird in jedem Themenbereich mindestens ein Programm ausgewählt, mit diesem praktisch gearbeitet und dessen Unterrichtseinsatz diskutiert. Hinweise auf andere Programme dieses Themenbereichs werden je nach verfügbarer Zeit gegeben.

Vorgeschlagene Programmauswahl (Dez. 1999):

Klimageographie

Klima für Windows, GeoClock, Klima und Wetter, Wetter- und Klimawerte, Satellitenbilder und Wetterkarten aus dem Internet

Bevölkerungsgeographie

Demographie für Windows, Demographics ´96

Topographie

Wega-Programme, WinWelt, Interaktiv durch Österreich, Punktgenau, Runde Sache Atlasarbeit, Diercke Arbeitskarten

Kartographie

Greenwich, Digitale topographische Karten, Der Berg ruft, Maps für Windows, Encarta Atlas, Geothek, Satellitenbildatlas

Ökologie

Die Alpen, Phänomene der Erde, Golfstrom und Vegetation, Hunger in Afrika, DosDorf

Wirtschaftserziehung

SimCash2000, Electropolis, Standort City, Stadtplanung Karberg

Ablauf der Softwarepräsentationen:

1. Vorstellen der Grundidee des Programms und des primären Lehrziels

2. Übungsphase zum Kennenlernen und selbstständigen Testen

3. Hinweise auf weitere Programmfunktionen

4. Methodik und Tipps zum Unterrichtseinsatz sowie didaktische Analyse

5. Weitere Programmangebote aus diesem Themenbereich

Neben der praktischen Arbeit in Kleingruppen an PCs erhalten die Lehrer auch in einem allgemeinen fachdidaktischen Teil grundsätzliche Informationen. Details sind unter http://www.padl.ac.at/zip/didaktik/gwcomp.htm nachzulesen.

3.2. Grundlagen des Interneteinsatzes

Ein Internet-Grundlagenseminar wurde von den HERODOT-Projektpartnern ausgearbeitet, das für eine Dauer von zwei Tagen konzipiert ist, aber auch eintägig oder halbtägig Einblicke geben kann.

Thema 1: Web – World Wide Web (WWW)

1. Kurze Einführung in Aufbau und schulspezifische Angebote der Geographie-Homepage gw.eduhi.at („Geographie und Web am Education Highway in Österreich") sowie in die Bedienung eines „Browsers", mit dem Internetseiten gelesen werden können.

2. Übungsphase „Lesen und Speichern von Informationen aus dem Internet" anhand eines Arbeitsblattes. (Vergleiche http://www.padl.ac.at/zip/termine/ab1019.doc )

3. Detaillierter Überblick über Struktur, Inhalte und Aktualität der Geographie-Homepage

4. Weiterverarbeiten der Information zu einem Schülerarbeitsblatt mit der Standardtextverarbeitung (Texte und Bilder aus dem Internet, Fragen und Antworten)

5. Didaktische Analyse der möglichen Unterrichtsformen von internetunterstützter Arbeit

6. Technische Hintergründe zum Internet und zum Web-Dienstes

7. Einladung zur Weitergabe von Unterrichtsmaterial

8. Ausblick: Zugang zu Geoinformationen über das Web (Internetatlanten, GIS und Web)

Thema 2: E-Mail und Mailing-Listen

1. Prozess des Schreibens, Versendens, Empfangens und Lesens einer E-Mail (im Vergleich zur traditionellen Post)

2. Übungsphase „Senden und Lesen von E-Mails" mit den Testadressen win##@mail.petrinum.ac.at

3. Fortgeschrittene Nutzung von E-Mails (Attachments, E-Maillisten)

4. Diskussion: Gefahren und Risken von E-Mails, Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit E-Mails in der Schule

5. Ausblick: E-Maillisten zur Kommunikation zwischen Lehrern und innerhalb von Geographie-Arbeitsgemeinschaften

Im Rahmen dieses Seminars sollen die Teilnehmer die Scheu verlieren, den Computer und das Internet für ihre Arbeit zu verwenden. Sie sollen Routine in der Bedienung, Erfahrungen und Hintergrundwissen für die Behebung von Fehlern, Kenntnis von den Risken und eine kritische Distanz vor einer didaktischen Überbewertung erhalten. Eine Liste wesentlicher technischer Begiffe steht zur Verfügung (http://geo.eduhi.at/herodot/report1/training.htm). Glossare sind im Internet vielerorts zu finden (z.B. http://www.de.eun.org/menu/training/ictg-set.html)

Im Schuljahr 1998/99 fanden in Österreich insgesamt zwölf dieser Seminare statt, in etwa die gleiche Zahl ist für 1999/2000 geplant. Auch in Spanien und im Vereinigten Königreich wurden Lehrer diesbezüglich ausgebildet.

Wenn nach Abschluss der Seminare Fragen auftreten, haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich via E-Mail an eine Hotline (zip@padl.ac.at) zu wenden, die im Rahmen des HERODOT-Projektes am Zentrum für Innovative Pädagogik der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz betrieben wird.

3.3 Gestalten von Web-Seiten

Ein weiterer Seminartyp wurde für die Gestaltung von Web-Seiten entwickelt. In ihm lernen die Teilnehmer eine Textverarbeitung zur Gestaltung von Internetseiten (einen „Web-Editor" wie Frontpage oder Dreamweaver) kennen. Sie erhalten damit auch vertiefende Kenntnisse über den Standard von Web-Seiten (Layout, Navigation, Urheberrecht, Zitierweise, etc.)

Ablauf und Themen:

1. Die GW-Homepage gw.eduhi.at als Ausgangspunkt für Informationen im Internet

2. Speichern von Bildern und Texten aus dem Internet

3. Digitale Fotografie und Bearbeitung von Bildern

4. Gestalten von Arbeitsblättern und elektronischen Büchern mit Hilfe eines Web-Editors

5. Herodot-Standard von elektronischen Büchern für den Geographie-Unterricht

6. Präsentation der Ergebnisse im Plenum und Veröffentlichung im Internet

Der Schwerpunkt liegt bei diesem Seminar in der praktischen Arbeit der Teilnehmer. Sie sollen selbst Seiten gestalten, sodass sie später ein Arbeitsblatt formulieren, ein Unterrichtsprojekt im Web präsentieren und an der Schulhomepage im Internet mitwirken können.

4. Wie kann eine Überbewertung des Mediums vermieden werden?

Eine Überbewertung von Computern, Multimediasoftware und Internet kann bei Kindern (speziell Schülern) und Erwachsenen (speziell bei den Eltern der Schüler) in zweifacher Weise entstehen:

4.1 Überbewertung bei Kindern / Schülern

4.2 Überbewertung bei Erwachsenen / Eltern

4.3 Reelle Bewertung in der Schule

 

4.1 Überbewertung bei Kindern / Schülern:

Schüler werden zum "Schöpfer". Sie bauen mit diesem technischen Instrumentarium eine virtuelle Welt auf, in der sie nach eigenem Belieben nahezu uneingeschränkt agieren können. Sie gestalten eine eigene "Homepage" (Internet/Web-Seite), steuern ein Flugzeug bei der Landung auf einem Flughafen, geben sich in "Chats" (d.i. eine Form des "Tratschens" via Internet) und Online-Spielen (vergleichbar Adventure-Games am lokalen PC) eine eigene Identität (Alter, Namen, Geschlecht, Geschwister, Hobbies, Wohnort sind frei wählbar.). Stürzt der Computer ab, misslingt die Landung, bricht der andere den Chat ab, so ist ein Neubeginn ohne weiteres möglich. Die Handlungen werden damit beliebig wiederholbar!

Die Schüler lernen dabei auch eine spezielle Form der Globalisierung kennen; sie können weltweit agieren: Binnen Sekunden erreicht eine Mail ihren Empfänger, unabhängig von der metrischen Entfernung. Ein Mausklick oder ein Tastendruck zeigt eine Reaktion am Bildschirm des Mitspielers, egal wo sich dieser befindet. Sie sammeln die Bestandteile ihrer Homepage gratis von Computern ("Web-Servern"), deren Standort oftmals auch nicht genau feststellbar ist.

Durch die permanente Steigerung der Rechnerleistung und die Softwareentwicklung wird das "Bild am Monitor" der realen Welt täuschend ähnlich. In absehbarer Zeit stehen uns auch in zivilen Anwendungen virtuelle Landoberflächen zur Verfügung, die auf Geländemodellen, Luft- und Satellitenbildern in 1m-Auflösung aufbauen. Spezielle Aufnahmeverfahren ermöglichen es, dass auch Objekte wie Gebäude und Bäume naturgetreu dreidimensional dargestellt werden können. Internet/Web-Kameras fangen zusätzlich die aktuelle Situation ein. Mit der Software kann sich der Bediener nun durch diese Landschaft frei bewegen, verschiedene Standorte aufsuchen und unterschiedliche Ansichten betrachten.

Würde man dieses "Handeln" in die reale Welt der Schüler/Kinder direkt übertragen, so müssen sie scheitern. Das Leben ist deutlich komplizierter, die Anzahl der "Mitspieler" ist bedeutend größer, der eigene Aktionsradius ist stark eingeschränkt. Sie müssen die "Grauschattierungen" des Alltags, das schrittweise Entwickeln, das Bemühen um einen Fortschritt und die Grenzen, die einem die "Um-Welt" setzt, erkennen.

Es ist deshalb Aufgabe der Lehrer (natürlich auch der Eltern bzw. der Erziehungsberechtigten) die reale Welt in der Schule vor Augen zu führen: Sei es durch originale Begegnungen bei Exkursionen, Lehrausgänge und Betriebsbesichtigungen, sei es durch Erfahrungsberichte aus der Welt der Erwachsenen. Auch das soziale Handeln in der Klassengemeinschaft, in der Familie, im Freundeskreis bis hin zur Gesellschaft in staatlicher, europäischer und weltweiter Dimension muss zum Thema der Schule werden.

Aber auch die Erfahrungsberichte der Schüler aus der virtuelle Welt sollten in der Schule Platz finden, ihre persönlichen Bewertungen müssen gehört, mit jenen der Klassenkollegen und der Lehrer verglichen sowie nach ethisch-religiösen Vorstellungen bewertet werden. Hier stellt sich den Lehrern eine wichtige und umfassende Aufgabe, welche an die Persönlichkeit und das eigene Verständnis des "Lehrer-Seins" hohe Anforderungen stellt.

 

4.2 Überbewertung bei Erwachsenen / Eltern:

Computer, Multimediasoftware und Internet stellen heute für große Teile der Bevölkerung eine junge Größe dar, die sie aus ihrer Schulzeit nicht kennen. Sie sind verblüfft von den ungeahnten Möglichkeiten und der Schnelligkeit, mit der sich diese Medien im letzten Jahrzehnt im beruflichen und familiären Alltag etabliert haben. Dadurch ergibt sich eine gewisse Verunsicherung. Diese verstärkt sich, wenn man beobachtet, wie leicht Kinder den Umgang damit erlernen. In dieser Situation ordnen viele Erwachsene den neuen Medien gleichsam mystische Züge zu.

Damit ihr eigenes Kind nichts versäumt, legen die Eltern auf EDV- bzw. Informatikunterricht Wert und beziehen Ausstattung und Qualität dieses Unterrichts in die Bewertung einer Schule mit ein. Sie können und wollen sich dem Begehren der Kindern nach Computern und Internetzugang zuhause nur begrenzt widersetzen, wenn sie sich Ausstattung und laufende Kosten leisten können.

Es klingt also verständlich, wenn Eltern für ihr Kind die Voraussetzungen zuhause schaffen oder den sinnvollen Einsatz in der Schule urgieren. Die eigene Überbewertung kann aber nur dann ins Lot gerückt werden, wenn sich Erwachsene damit persönlich auseinandersetzen, wenn sie selbst versuchen einen Brief zu schreiben, Information über einen Urlaubsort im Internet finden oder Verwandten in einem anderen Kontinent eine E-Mail zu schicken. Sehr schnell erkennen sie, dass vieles durch Übung erreichbar ist, dass mancher Glanz täuscht und oftmals auf traditionellem Weg die Lösung schneller gefunden wird.

 

4.3 Reelle Bewertung in der Schule

In vielen Fällen reduziert die Schulrealität überbewertete Vorstellungen auf ein vernünftiges Maß. Technische Rahmenbedingungen geben den Ausschlag (Verfügbarkeit von Computern, Geschwindigkeit/Alter der Computer, Kosten des Internetzugangs und der Erneuerungsinvestitionen, Aufwand von sinnvollen Multimediainstallationen). In einem Unterricht, der auf verschiedene Sinne Wert legt, in dem methodische Vielfalt praktiziert wird und der die Schüler in ihren sozialen Situationen berücksichtigt, werden Computer, Multimediasoftware und Internet die ihnen zustehende Rolle spielen. Sie sind nur Hilfsmittel wie die anderen Medien, wie Tafel, Heft, Atlas, Overheadprojektor, etc.

 

5. Das Verhältnis Lehrer und Multimedia

Wie das papierlose Büro ein Traum blieb, so wird die Übernahme der Lehrerarbeit durch Computer ein (Alp-)Traum bleiben. Helfendes Einschreiten, unterstützendes Fragen, maßvolles Bewerten und situationsbezogenes Handeln sind menschliche Tätigkeiten, die von einer Maschine (Computer) kaum durchführbar sind, im Falle der Programmierung nur für einen Einzelfall möglich sind und gigantische Kosten verursachen. In diesem Sinne werden Lehrer und Schüler immer die steuernden Subjekte in einem guten Unterricht bleiben.

Bei einem Naheverhältnis von Schul- und Alltagswelt wird es aber notwendig sein, dass alle Lehrer lernen, mit Computern und Internet umzugehen sowie eigene Multimedia-Erfahrungen zu machen. Dies gilt sowohl für die Lehrerausbildung als auch für die berufsbegleitende Fortbildung. Lehrer können es sich nicht leisten, computermäßige Analphabeten zu bleiben, wenn ihre Schüler des "Schreibens und Lesens", der Informationstechniken des 21. Jahrhunderts, schon kundig sind.

Aus unserer langjährigen Erfahrung aus Österreich können wir bestätigen, dass viele Lehrer bereits sind, sich fortzubilden, in die neuen Medien hineinzuschnuppern; vor einem Unterrichtseinsatz schrecken sie allerdings oftmals zurück. Es fehlt die langjährige Erfahrung im computerunterstützten Unterricht, die Möglichkeit in der ‚geschützten‘ Atmosphäre der Kollegenschaft nach Lust und Laune zu testen, die helfende Hand eines Kustos oder Assistenzlehrers, der bei technischen Problemen weiterhilft.

Lehrer werden heutzutage nicht nur von den Informationstechnologien bedrängt; eine Vielzahl von anderen Forderungen strömt auf sie ein: Entwicklung von Schulprofilen, Aufbringung von Sponsorgeldern für die Schule, Intensivierung der Elternarbeit und der Teamarbeit mit Kollegen, Schwierigkeiten im sozialen Umgang der Schüler untereinander, Angriffe von Seiten der Öffentlichkeit, etc. Sie müssen selbst entscheiden, in welchen Bereichen sie ihre persönlichen Schwerpunkte setzen.

Nichtsdestotrotz dürfen sich die Lehrer nicht zurückziehen. Sie müssen lernen, mit ihrer veränderten Rolle im Zeitalter der Informations- und Kommunikationstechnologie umzugehen. Multimediale Effekte verstärken Eindrücke, Computersimulationen und Computerkarten eröffnen eine neue Dimension der Veranschaulichung. Das Internet ermöglicht Aktualität, weltweite Reaktion bis hin zu einer möglichen Interaktivität. Die Bedeutung des Lehrers als Trainer und Informant tritt zurück. Er kann sich auf die Steuerung des Unterrichts, auf Vergleich und ethischer Bewertung des Erarbeiteten und auf individuelle Ansprüche konzentrieren.

In steigendem Maße gewinnt damit auch das individuelle Lernen an Bedeutung: Lernen zuhause, am Heim-PC als Vorstufe des lebenslangen Lernens, das in unserer Gesellschafts- und Arbeitswelt heute nötig ist.

Download: Word-Dokument


Zentrum für innovative Pädagogik
Autor: Alfons Koller  -
Zentrum für innovative Pädagogik an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz
Layout. Elke Wöß
Letzte Aktualisierung:   14. Jän 00

zurück

Anregungen, Tipps, Wünsche an zip@.padl.ac.at