Joyland

Das macht ihm halt keiner nach – die Schilderung von small town America, in dem irgendwo ein Schrecken lauert – hier ist es der Mörder, der von der Geisterbahn weggeht, in die er mit einem Mädchen und zwei Hemden und einem Rasiermesser gegangen ist.

Zwei Hemden, ein Rasiermesser – das ist ein grandioses Detail, das hängen bleibt.

King hat diesen durchaus gemächlichen Fall in der „Hard case crime“ Serie aufbereitet; ungelöste Carnie-Morde werden eher aus purer Neugier und Faszination für ein bisschen frisson vom 21jährigen Devin Jones wieder aufgegriffen. Wir schreiben das Jahr 1973, und Devin hat einen Sommerjob in einem alten Amusement-Park, Joyland, bekommen. Gerade erst brach sein Herz, weil ihn seine Freundin Wendy verlassen hat, und nun stürzt er sich in die Arbeit. Die ist hart, besonders „the fur“, wo Devin ein Hundekostüm tragen muss. Und neben dieser Arbeit gibt es die Faszination für das Horror House, in das er nicht hineingehen will.

Dann lernt Devin eine zehn Jahre ältere Frau und ihren sterbenden Sohn kennen – und erst jetzt beginnt sein wirklicher „rite of passage“.
King kreiert mit Devin nicht nur einen sehr glaubwürdigen Charakter voller Energie und Naivität, voller Herzweh und Mut, er kreiert vor allem eine absolut glaubwürdige Umwelt: die sterbende Karnevalswelt mit ihren schrulligen Typen, ihrem Argot, ihrem Schweben zwischen Wirklichkeit und Illusion. Gleichzeitig bedient er uns mit einem filmreifen Showdown, das an Spannung nichts zu wünschen übrig lässt.

Exzellente Sommerlektüre vom Meister des Kleinstädtischen, das – wie überall – hinter der hübschen Fassade mit allerhand Bedrohlichkeiten aufwarten kann.

London: Titan 2013; pp. 283

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
08.08.2013
Link
https://www.edugroup.at/service/suche/detail/joyland.html
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