Pompeii


Harris-Fans mögen mir verzeihen, dass ich das Buch nicht unter Gegenwartsliteratur, sondern unter Thriller einreihe, aber auch seine anderen Reißer, wie "Fatherland", "Enigma" und "Archangel", hatten, neben der gründlichen Recherche, das wohlkalkulierte Spannungselement im Vordergrund.Es geht, ...

 

Harris-Fans mögen mir verzeihen, dass ich das Buch nicht unter Gegenwartsliteratur, sondern unter Thriller einreihe, aber auch seine anderen Reißer, wie "Fatherland", "Enigma" und "Archangel", hatten, neben der gründlichen Recherche, das wohlkalkulierte Spannungselement im Vordergrund.
Es geht, wie leicht zu erraten ist, um den Untergang von Pompeji im Jahre 79. Personalisiert wird die Geschichte durch den jungen 'Aquarius' Marius Attilius Primus, der nach Misenum kommt um sein Amt anzutreten, da der alte Aquarius plötzlich verschwunden ist. Dort trifft er auch alsbald auf den Schurken des Stücks, den ehemaligen Sklaven Ampliatus; zu dessen Anwesen wird er von der Tochter des Hauses, Corelia, geholt, die die Warnung eines Sklaven, dass das Wasser vergiftet sei, ernst nimmt. Attilius stellt Schwefel im Trinkwasser fest und weiß, dass irgendwo in der Aqua Augusta, dem riesigen Aquädukt, eine Bruchstelle aufgetreten sein muss. Der kommandierende Admiral ist Plinius, mittlerweile alt und fett, aber immer noch von wissenschaftlicher Neugier erfüllt. Er glaubt Attilius und gibt ihm ein Schiff um in der Gegend von Pompeji die vermutete Bruchstelle zu suchen.
Damit gerät Attilius in ein ungeheures Ränkespiel, wo es um Macht und Geldgier geht, wo der ehemalige Sklave die Honoratioren von Pompeji nach seiner Pfeife tanzen lässt, wo alle Anzeichen einer bevorstehenden Katastrophe geflissentlich ignoriert werden. Attilius bleibt selbstredend unbestechlich, müht sich seine Aufträge zu erledigen und, wie sollte es anders sein, Corelia für sich zu retten.
Das liest sich wie ein perfekter Hollywood-Film, und einen solchen könnte man daraus gewiss auch machen, aber was das Buch auszeichnet, ist die Lebendigkeit der Darstellung, die gründliche Recherche, die dahinter zu spüren ist, auch wenn Harris zugibt, nicht, wie Plinius, 2000 Bücher dafür konsultiert zu haben. Aber er hat schlicht einen historischen Thriller in allerbester Tradition geschrieben, und es sollte mich wundern, wenn der Roman nicht mit einem Schlag mehr Leute für Pompeji interessiert, als zahllose Schulstunden es bisher vermocht haben. Der arme Bulwer-Lytton (mit dem Harris übrigens den Glauben an die Zeitlosigkeit menschlicher Befindlichkeit teilt)! Künftighin werden die Leser/-innen von historischen Romanen nicht mehr auf ihn, sondern auf Harris zurückgreifen.
P. S. Wer über den Gegenwartsbezug rätseln will, der sei ausdrücklich auf das Wolfe-Zitat am Anfang des Romans verwiesen.

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://www.edugroup.at/service/suche/detail/pompeii.html
Kostenpflichtig
nein