Smartphones im Unterricht – Motivation oder Gefahr?

André Hermes, Lehrer an einem niedersächsischen Gymnasium, beantwortete im Rahmen der Bachelorarbeit von Christoph Ehlers einige Fragen zum Thema "Smartphones im Unterricht". In einem Blogbeitrag gibt er hierzu interessante Einblicke in die Praxis.

André Hermes erklärt zunächst, dass die Versorgung mit Smartphones mit zunehmendem Alter der Schüler zunimmt und dass ihr Unterrichtseinsatz nach wie vor als eher motivierend empfunden wird. "Dies liegt daran, dass es für die meisten eine neue  Erfahrung ist, und weil sie mit ihrem Gerät Positives verbinden. Mit zunehmender Professionalisierung wird das Smartphone eher zu einem unspektakulären, aber nützlichen Werkzeug." Einer Ablenkung der Schüler vom Unterrichtsgeschehen durch die Verwendung von Facebook & Co. wirkt er durch das Aufstellen eines Regelkataloges und entsprechende Konsequenzen entgegen. 

Schließlich werden Lehrkräfte, die mit Smartphones im Unterricht arbeiten möchten, damit konfrontiert, aufgrund der Öffnung des Internetzuganges für die Schüler einen gewissen Kontrollverlust zulassen zu müssen. Hier ist eine gewisse Vertrauensbasis wesentlich. "Ich selbst habe überwiegend positive Erfahrungen sammeln können", macht André Hermes Mut. Allerdings weist er auch darauf hin, dass Unterrichtsszenarien mit Smartphones unbedingt im Vorfeld erprobt werden sollten und dass u.a. auch auf die Verfügbarkeit von Apps für verschiedene Betriebssysteme zu achten ist. 

Problematik: Datenschutz und Urheberrecht

Auch wenn viele Schüler - vor allem in der Oberstufe - im Internet bereits sensibel mit ihren persönlichen Daten umgehen, ist Hermes die Problematik des Datenschutzes hier durchaus bewusst. Er sieht einen sensiblen Umgang mit Daten als eine Kompetenz, "die erst im Laufe der Jahre entwickelt wird und bei jüngeren Klassen so nicht zu erwarten ist."

Weiters weist er besonders auf das Risiko von Urheberrechtsverletzungen hin und sieht großen Bedarf an der Bereitstellung von Informationen für Lehrer und Schüler zu den Möglichkeiten und Grenzen der Verwendung von Inhalten von Drittanbietern.

Smartphone im Unterricht - auch an meiner Schule?

Für André Hermes gibt es keine grundsätzlichen Voraussetzungen, die zwingend erfüllt werden müssen, um Smartphones im Unterricht einsetzen zu können. Eine größere Anzahl von Geräten sowie die Bereitstellung eines stabilen W-LANs sind aber sicherlich vorteilhaft. Zudem sollten die Lehrer über Erfahrungen mit moderner Technik verfügen sowie einen "Plan B" in der Tasche haben und eine Unterrichtseinheit spontan doch mit Buch und Stift anstatt mit Mobile Devices durchführen können. 

Allerdings können Smartphones auch für Partner- bzw. Gruppenarbeit eingesetzt werden, wenn nicht alle Schüler ein eigenes Gerät besitzen. "Die Kritikpunkte an BYOD-Konzepten sind schließlich ernst zu nehmen. Das betrifft vor allem die Bedenken, Nicht-Smartphone-Schüler könnten benachteiligt werden und Kinder weniger verdienenden Eltern würden finanziell erheblich belastet werden. Hier gibt es Gegenmaßnahmen, auf didaktischer, wie auch auf schulkonzeptioneller Ebene."