Achtsamkeit des Psychotherapeuten

Im ersten Kapitel geht es um Grundlagen des Begriffs und der Anwendung der Achtsamkeit, z.B. deren Rolle in der Psychotherapie bzw. deren Förderung bei Psychotherapeuten. Das zweite Kapitel schildert eine Studie, die signifikante Auswirkungen von Zen-Meditationsübungen in Ausbildung stehender...

Buchtitel: Achtsamkeit des Psychotherapeuten
Autorinnen: Grepmair L J und Nickel M K
Verlag: Springer
Erschienen: 2007

...Psychotherapeuten auf die Behandlungseffekte bzw. das Behandlungserleben ergab. Die beiden abschließenden Kapitel streichen die Techniklosigkeit der Achtsamkeit und die Ganzheitlichkeit gegenüber naturwissenschaftlicher Psychotechnik heraus. Positiv hervor zu heben ist die Fülle von Gedanken, Zitaten, Einsichten zum Thema. Die vielen Zitate haben eher illustrativen Charakter als einen argumentativ unterstützenden. Selbst Gott kommt zu Wort und sagt:“ Ich bin, der da ist“, wofür ihm – abseits exegetischer Vorsicht – eine Affinität zur aktuellen Psychotherapie bescheinigt wird, die ja auch vom doing mode in den being mode gelangen möchte. Auch Jesus wird in einer Matthäus-Stelle zitiert „…hören sollt ihr, hören – und doch nicht verstehen…“, wofür ihm attestiert wird, dass er die Dissoziation seiner Zeitgenossen beschreibt. Die vielen – wertvollen – Gedanken fließen in einem breiten Assoziationsfluss: So kommen knapp nach Jesus und einem japanischen Denker, Hisaki Hashi, auch Schopenhauer und danach Bhagwan zu Wort. Auf Seite 56 wird die Wichtigkeit des Spürens der Sitzhöcker erwähnt, dicht gefolgt von der Feldwirkung der Präsenz des Therapeuten und dem Hinweis Sheldrakes, dass die psychische und mentale Welt nicht in uns nur ist, sondern sich um uns erstreckt. Problematisch könnte es sein, wenn hinter die Erkenntnis der Gesprächspsychotherapie zurück gefallen wird, nämlich dass die therapeutischen Haltungen der Wertschätzung etc. nicht so ohne weiters in den Alltag transferiert werden können und umgekehrt, was analog auch für Achtsamkeit und die Liebe gilt. Im zitierten Dialog zwischen Buber und Rogers hat Buber sehr wohl auf die verschiedenen Rollen und die nicht völlige Mutualität zwischen Therapeuten und Klienten hingewiesen. Außerdem hat Buber sehr wohl auch auf die Bedeutung der Ich- Es-Beziehung neben der Ich-Du-Beziehung (die nicht dauernd aufrecht erhalten werden kann) dargestellt. Dies erscheint insbesondere in den beiden abschließenden Kapiteln wichtig, in denen eine starke Polarisierung zwischen Technik und Achtsamkeit betrieben wird. Dabei kommt es doch weniger auf das Instrument als auf den Geist seiner Verwendung an. Man kann schwebende, leichte Gedichte schreiben – wenn man früher präzise das ABC erlernt hat.

Sympathisch ist das spürbare Engagement der Autoren und: Das Buch regt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema an und sensibilisiert für die eigene personale Haltung in der Psychotherapie!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
29.02.2008
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/achtsamkeit-des-psychotherapeuten.html
Kostenpflichtig
nein