Architektur – psychologisch betrachtet

Nach einem Zitat in der Einführung, bei dem die Kluft zwischen Psychologie und Architektur plakativ mit einem alten Sigmund Freud (der eigentlich kein wissenschaftlicher Psychologe war) und einer großen, stattlichen jüngeren Frau (aber Bauen ist doch auch ganz alt) verglichen wird; ...

Buchtitel: Architektur – psychologisch betrachtet
Autorinnen: Flade A - unter Mitarbeit von Dieckmann F, Rörbein R
Verlag: Huber
Erschienen: 2008

... und nach einer ebenso plakativen Gegenüberstellung nomothetisch ausgerichteter Architektur und einer idiografischen orientierten Psychologie (aber es gibt doch auch die Allgemeine Psychologie und nicht nur die Differentielle) und einer Unterscheidung in Psychologen, die Vergangenes reflektieren, und Architekten, die diese „look back“-Haltung und somit Evaluationsbereitschaft nicht haben ( was auch durch Bezug auf einen Komponisten fast als künstlerisches Merkmal stilisiert wird, aber eigentlich die Architekturpsychologie unmöglich machen würde) ist man zunächst etwas auf Distanz. Aber das Weiterlesen wird belohnt: Es erwartet den Leser ein detailreiches, profundes Wissen, veranschaulicht durch viele Abbildungen und Fotos, eine Fülle von Erkenntnissen und eine überzeugende Anwendung der experimentellen psychologischen Forschungsmethoden auf die Fragen, Chancen und Probleme rund um die Architektur.

Nach Grundlagen und Grundfragen der Architekturpsychologie, nach der Betrachtung der gebauten Umwelt aus unterschiedlichen Perspektiven und nach der Einführung in Theorien und Methoden widmet sich das Buch den Mensch-Umwelt-Beziehungen und psychologischen Prozessen wie z.B. der Umweltwahrnehmung, dem ästhetischen Eindruck, dem territorialen Verhalten, der Privatheit, dem Stress. Dann wird die Gestaltung spezifischer Umwelten beschrieben: Büro, Lenrstätten, Frezeiteinrichtungen, Gesundheitsstätten. Schließlich nimmt sich das Buch der zielgruppenorientierten Umweltgestaltung für Kinder, behinderte und alte Menschen an.

Die Verbindung von Informationsdichte und hoher Anschaulichkeit ist bewundernswert. Einzig die Abbildung 5-13 (S 186) wird nicht durch Text erläutert, sodass die grafisch behauptete umso höhere Disziplinproblematik je traditioneller und weniger offen die Klassenraumgestaltung sei, nicht begründet wird.

Das Buch – so kann man mit voller Überzeugung sagen – spricht eine uneingeschränkte Leserschaft an: Jede und jeder kann daraus Folgerungen für die eigene Situation ableiten!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
08.10.2008
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/architektur-psychologisch-betrachtet.html
Kostenpflichtig
nein