Buchtitel: Der Soziopath von nebenan
Autorinnen: Stout M
Verlag: Springer
Erschienen: 2006

...beeindruckt durch Fallberichte, die den Leser in die Dynamik der Begegnung mit antisozial gestörten Persönlichkeit hinein zieht. Sout führt verschiedene Ursachen an, die das Zustandekommen der „Skrupellosigkeit“ zu erklären versuchen. Ihre Beobachtungen reichen von genetischen Ursachen bis zu kulturellen soziopathie-fördernden Eigenschaften bestimmter Kulturen. Sie fragt nach den evolutionistischen „Gesichtspunkten“, die die Natur zur Produktion gewissenloser Menschen veranlasst und hält ein überzeugendes Plädoyer für die Ausstattung des Menschen mit dem Gewissen. Das Gewissen belastet, aber es bereichert ungemein. Die Lektüre zieht in Bann – ein Vorbehalt bleibt allerdings: Die Autorin führt zwei Fehler an, die die normalerweise gütige Grundnatur des Menschen konterkarieren: Das Dominanzstreben und die moralische Ausgrenzung „anderer“. Aber gerade im letzten Punkt bleibt Stout eine Antwort schuldig, denn das Buch bietet keinen Weg zur Veränderung der antisozialen Persönlichkeit an (vielleicht gibt es auch keinen?), sondern empfiehlt Abgrenzung, Selbstschutz, Kontaktabweisung..(Nicht unproblematisch allerdings: Sie warnt sinngemäß auf Seite 196f vor Dreifachlügnern, denn wer einen dreimal belügt, ist verlogen, Verlogenheit ist die Quintessenz der Gewissenlosigkeit, d.h. ein Zeichen für Soziopathie – kann man das wirklich so sagen?). Ihr Anliegen bei alldem ist natürlich nicht die Ausgrenzung, sondern der Schutz der skrupelhaften, verletzlichen Menschen, den sie in wertvollen Regeln zusammen fasst!