Gesprächspsychotherapie

Der Inhalt des Buches gliedert sich in vier Bereiche: Grundlagen, die Vielfalt der Ansätze, Diagnostik und Forschung, störungsspezifische Praxisaspekte. In der Einleitung weisen die beiden Herausgeber auf die kontextuellen, meist standespolitischen, aber auch juristisch-bürokratischen...

Buchtitel: Gesprächspsychotherapie. Die therapeutische Vielfalt des personzentrierten Ansatzes. Psychotherapie: Ansätze und Akzente.
Autorinnen: Kriz J und Slunecko T
Verlag: facultas wuv
Erschienen: 2007

...Schwierigkeiten hin, die sich der Implantation der Gesprächspsychotherapie anfangs entgegenstellten, insbesondere auch auf das Spannungsfeld zwischen humanistischem Gedankengut und naturwissenschaftlicher Forschungslogik und Effektivitätsausrichtung. Aus dem darauf folgenden reichen Fundus an Konzepten, therapeutischen Ansätzen und Vorgehensweisen seien nur einige wenige beispielhaft hervor gehoben. Kriz weist im Grundlagenkapitel z.B. auf die – den Ansatz der Personzentriertheit schon1906 vorweg nehmende - Testung von sinnesbehinderten Patienten durch Wertheimer hin, wobei nicht situationsunabhängig Funktionen und Eigenschaften abgefragt wurden, sondern im Gegenteil darauf geachtet wurde, unter welchen förderlichen Bedingungen vielleicht verschüttete Fähigkeiten freigelegt werden könnten. Schmid bringt den dialektischen und dialogischen Aspekt des Personbegriffs ein und die Begegnung als Zentralfaktor der Persönlichkeitsentwicklung. Biermann-Ratjen gibt Einblick in die personzentrierte Psychopathologie. Höger bringt den Bindungsbegriff ein und die vielversprechende Perspektive, die therapeutische Beziehung als Bindungsbeziehung zu definieren. So sympathisch das Plädoyer von Zurhorst für die „existierende Person“ und die Berücksichtigung der Fremdheit auch ist, so fragt man sich doch beim streckenweise apodiktischen Stil der Ausführungen, wie die Gesprächspsychotherapie bisher überhaupt angemessen funktionieren konnte. So spannend wie der Grundlagenteil verlaufen auch die anderen Teile des Buches. Teil B referiert über die unterschiedlichen Ausformungen des personzentrierten Ansatzes, über den Umgang mit strukturgebundenem (verfestigtem, „eingefrorenem“) Erleben, über die Therapieakzente, die sich mehr auf Emotionen und Bedürfnisse konzentrieren, prozessorientierte Varianten (die z.B. existentielle Stagnationen bearbeiten), klärungsorientierte Formen (die sich der Klärung von inneren Schemata widmen), kindgerechte Formen. Die zwei weiteren Teile des Buches umfassen die wichtige Frage der Integration von personorientiertem Denken und psychodiagnostischem Erfassen, wobei das differenzielle Inkongruenzmodell und die darin ausgearbeitete mehrschichtige Inkongruenzanalyse hervorgehoben werden soll; sowie Ausführungen über die störungsspezifische Perspektive (die eine Mitte einnehmen muss zwischen einer generellen Personorientierung und einer zu funktionalistisch aufgefassten Problemorientierung), weiters Therapie bei Depression, Angst, Psychosen, (psycho-)somatischen Erkrankungen des Darmbereichs. Sehr interessant die Ausführungen von Heinerth betreffend das differentielle Verstehen bei verzerrter und versperrter Symbolisierung (veranschaulicht an einem Haus mit versperrten (Selbstkonzept) – Räumen ).

Insgesamt ein lebendiges Buch, das nachdrücklich beweist, wie fruchtbar sich der klassische Ansatz von Rogers weiter entwickelt hat.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
31.10.2007
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/gespraechspsychotherapie.html
Kostenpflichtig
nein