Buchtitel: Grundriss der Psychotherapieethik. Praxisrelevanz, Behandlungsfehler und Wirksamkeit
Autorinnen: Hutterer-Krisch R
Verlag: Springer
Erschienen: 2007

Nach einem Einführungskapitel werden Begriffe geklärt wie Z.B. Norm, Wert, Autonomie, Gesundheit; es werden die verschiedenen Krankheitsbegriffe ebenso aufgegriffen wie die grundlegenden Philosophien des Leib-Seele-Verhältnisses. Der Bogen spannt sich außerdem von der Diagnostik bis zur Haftungspflicht. (Kostbare und eher sonst rare Zutat: Eine Erörterung des dialogischen Ansatzes von Martin Buber). Im vierten Kapitel werden die Themen Konflikt und Motiv fokussiert, psychotherapeutisches Handeln wird bis hin zur Frage der „Kunstfehler“ reflektiert. Wie Werte und Menschenbild sich kaleidoskopisch in der Perspektive verschiedener Methoden darstellen, beleuchtet das fünfte Kapitel. Im sechsten Kapitel wird der Theorie der moralischen Entwicklung von Kohlberg Platz eingeräumt. Wertvoll dabei die Querverbindung zum psychotherapeutischen Handeln. (Ergänzenswert für eine Folgeauflage wäre die Weiterentwicklung, Relativierung und Kritik, die der Kohlberg-Ansatz hervorgerufen hat, die Kritik an der Stufenlehre etwa, der Ansatz von Gilligan, situative Ansätze). Das Kapitel sieben umfasst eine fulminante Sammlung von Fallbeispielen, praktischen Hinweisen zu den verschiedensten Problemen der Psychotherapie-Ausübung. Es ist dies ein wertvoller Nachschlageteil, weswegen man das Buch auch immer in Griffweite haben wollen wird. (Auch hier wäre in der Einleitung zum Verantwortungsbegriff eine Ergänzung sinnvoll: Der Hinweis auf Hans Jonas und sein Prinzip der Verantwortung, sein ökologischer Imperativ etc.). Das Buch wird abgerundet durch Beiträge, die die Situation der Grundlegung und Anwendung ethischer Richtlinien in Österreich, Deutschland, Schweiz und den USA darstellen.

Ein inhaltlich und aussagebezogen starkes Buch, praxisrelevant und trotz der weniger vertrauten Materie immer verständlich und lesenswert!