Handbuch Imaginative Psychotherapie

Zu ihrem Handbuch meinen die beiden Herausgeber (S 16):" Möge es dazu beitragen, dass die KIP auf dem Wege zu einer eigenständigen, in sich konsistenten Methode gegenüber anderen Ansätzen angemessen offen und hinreichend integrationsfähig bleibt", was ihnen auch hervorragend gelungen ist...

Buchtitel: Handbuch Imaginative Psychotherapie
AutorInnen:
 Ullmann H u Wilke E (Hgs)
Verlag: Hans Huber
Erschienen: 2012
Seitenzahlen: 581 Seiten und Anhang mit 20 Farbtafeln

Zum Inhalt

Im Vorwort kennzeichnen die beiden Herausgeber die Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP) als genuine Variante der Psychodynamischen Psychotherapie: Auf der Basis der Erkenntnisse von Sigmund Freud und Carl Gustav Jung haben sich eigenständige Theoriefortentwicklungen, therapeutische Konsequenzen, Settingformen und ein breiter Indikationskreis heraus gebildet. Dementsprechend weit und umfassend ist auch der inhaltliche Bogen. 18 Kapitel konfrontieren mit Themen wie: Imagination und Psychotherapie (hier wird der Begriff der Imagination präzisiert als Umsetzung von Erlebnisinhalten in psychische Vorstellungen von sinnlicher und real anmutender Qualität und der Stellenwert des Symbols als Zeichen mit Bedeutung. "Das innerlich geschaute Objekt steht also für ein Objekt der Außenwelt und wird zum inneren Träger von Bedeutungen" - so Ullmann auf Seite 25); Symbol und Symbolverwendung (hier besonders eindrucksvoll die neurobiologische Perspektive der Struktur- und Symbolbildung etwa in Form der übergreifenden amodalen Wahrnehmungsweise der Säuglinge, oder die Analyse der Gehirntätigkeit in Bezug etwa auf Primärprozess und Sekundärprozess); die Betrachtung mnestischer Systeme und ihrer Veränderung (Psychotherapie als ein Vorgang, bei dem Inhalte der Gedächtnissysteme im situativen Kontext einer relevanten Beziehung neu formiert werden); ein weiteres Kapitel widmet sich der KIP-Prozessforschung (diese als zweiter Zweig der Psychotherapie-Forschung neben der Ergebnisforschung - es werden die 15 wichtigsten Erkenntnisse referiert - z.B. dass in den Imaginationen die realen Beziehungen und Konflikte abgebildet werden); das 5.Kapitel wirft die Frage auf, wie der therapeutische Prozess in der KIP gestaltet wird (es werden die Komponenten angeführt und z.T. formalisiert; eindrucksvolle Fallbeispiele bietet das folgende Kapitel, das sich mit KIP bei neurotischen Störungen befasst. Auch die weiteren Kapitel thematisieren besondere Anwendungsfelder: Psychosomatische Medizin, Psychotraumatherapie, Störungen im Kindes- und Jugendalter, KIP bei älteren Menschen, in der Krisenintervention, Paartherapie, Gruppentherapie, Supervision und Coaching, KIP in der Klinik - ein beeindruckendes Kaleidoskop von Anwendungsmöglichkeiten einer faszinierenden Therapie!

KIP lässt sich gut mit anderen Methoden kombinieren, etwa mit Körperarbeit oder mit dem Psychodrama, das belegt das 16.Kapitel. Die KIP hat auch beachtliche  Effektivitätsnachweise vorzuzeigen vom dokumentierten Einzelfall bis zur Effektivitätsmessung mit Kontrollgruppenvergleich; Verlaufsforschungen mit verschiedenen Messzeitpunkten (Beginn der Wartezeit, Beginn der Therapie, nach 25 Stunden, Ende der Therapie, Katamnese-Zeitpunkt 18 Monate nach Therapieende). Das letzte Kapitel stellt die Aus-, Weiter - und Fortbildungscurricula dar und wird ergänzt durch eine Übersicht über Grundlagenliteratur.

Zu ihrem Handbuch meinen die beiden Herausgeber (S 16):" Möge es dazu beitragen, dass die KIP auf dem Wege zu einer eigenständigen, in sich konsistenten Methode gegenüber anderen Ansätzen angemessen offen und hinreichend integrationsfähig bleibt".

Den Autorinnen und Autoren ist die Aufrechterhaltung dieser Polarität zwischen selbstbewusster Methodeneigenständigkeit und diskussionsbereiter Konzeptoffenheit hervorragend gelungen!

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
03.10.2012
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/handbuch-imaginative-psychotherapie.html
Kostenpflichtig
nein