Künstlerische Therapien mit Kindern und Jugendlichen
Das Buch ist eine starke Demonstration für die künstlerischen Therapien und eine spannende und lehrreiche Lektüre für Therapeuten jeder Schulrichtung, aber auch eine wertvolle Anregung für Pädagogen, Erzieher, Eltern im allgemeinen!
Buchtitel: Künstlerische Therapien mit Kindern und Jugendlichen
AutorInnen: Stegemann T, Hitzeler M u Blotevogel M
Verlag: E. Reinhardt
Erschienen: 2012
Zum Inhalt
Die "Künstlerischen Therapien" .- Musiktherapie. Tanztherapie, Kunsttherapie - scheinen in der Liste der in Österreich anerkannten Psychotherapien nicht auf. Sie ließen sich aber relativ mühelos schwerpunktsmäßig den humanistisch-existentiellen Schulen zuordnen, wo sich auch das Psychodrama befindet. Sie bezeichnen sich als kreative, nonverbale Therapien, die adjuvant , komplementär, supportiv, ergänzend zum Einsatz gelangen. Man würde aber das Potential der künstlerischen Therapien weit unterschätzen, wenn man ihnen nur die facilitatorische Funktion für die Gefühlsexpression zuschriebe ("Dosenöffner"). Künstlerische Therapien nehmen den Homo creator, den Homo ludens ernst, und haben sich aus einem magischen Paradigma und aus einem ausschließlich naturwissenschaftlichen Denken (mathematisches, medizinisches Paradigma ) gelöst und einem psychologischen Paradigma zugewandt. Die Frage, wie und warum sich Kunst entwickelt hat, kann durch Hinweise auf bestimmte, beim Menschen vorhandene Hirnareale beantwortet werden, aber auch durch die Hervorhebung der Symbolisierungsfähigkeit des Menschen. Die Kurzformel "Sex, Babys und Geselligkeit" bringt drei wesentliche evolutive Aspekte der Kunst ein: Die Rolle der künstlerischen (Selbst- ) Darbietung bei der Partnerfindung, der Stellenwert der Mutter-Kind-Interaktion in Form von Schlaf- und Wiegeliedern in allen Kulturen und die rituelle Bedeutung der Kunst für die Gemeinschaft. Die salutogenetische Wirkung der künstlerischen Therapien kann sich auf wichtige Konzepte (z.B. Neuroplastizität, Synchronisation, Timing) stützen: Der Mensch strebt nach seelischer Homöostase, sagt der Neurobiologe Hüther. Ihm hilft dabei die Neuroplastizität des Gehirns, wichtig sind auch die Spiegelneurone, die eine Einfühlung in andere ermöglichen. Die Mischung aus quantitativen und qualitativen Methoden kennzeichnet die Forschung in den künstlerischen Therapien. Eine Fülle von Wirkfaktoren in den künstlerischen Therapien wurde gefunden: Spannungsreduktion, Darstellung von Nichtverbalisierbarem, Förderung von Regression im Dienste des Ichs u. v. a. m.
Das Buch bringt zunächst allgemeine Aspekte ein (Definitorisches, Evolutionsgeschichtliches, Neurobiologisches etc.) Im 2.Kapitel erhalten die Therapieverfahren ein spezifisches Profil. Die abschließenden drei Kapitel beleuchten die Praxis der Musiktherapie, Tanztherapie und Kunsttherapie: Diagnostik, Indikationsstellung, Therapie. Das Buch bringt eine Fülle von Einblicken in die faszinierende Welt der künstlerischen Therapien und fokussiert insbesondere die Eigenheiten der Therapie im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Fallbeispiele konkretisieren die Ausführungen.
Um die Vielfalt der Anregungen zu demonstrieren seien - ohne Wertung - einige Beispiele stichwortartig heraus gegriffen. Etwa die Bewegungsdiagnostik und die interessanten Interpretationen der Bewegungsanalyse (z.B. der wenig freie Bewegungsfluss eines Patienten als Schwierigkeit im Sich-Einlassen oder Loslassen); die Familie in Instrumenten (eine Aufstellung der Familienmitglieder mittels Musikinstrumenten); die Beobachtung der Zunahme von Supernormalen Stimuli (überdimensionale, übersteigerte Reize in einer reizüberladenen Medienwelt), die in ihrer Vergröberungstendenz die höheren Gehirnfunktionen - insbesondere die Fähigkeit zur Erzeugung innerer Bilder bzw. die Symbolisierungsfähigkeit an sich - beeinträchtigen.
Das Buch ist eine starke Demonstration für die künstlerischen Therapien und eine spannende und lehrreiche Lektüre für Therapeuten jeder Schulrichtung, aber auch eine wertvolle Anregung für Pädagogen, Erzieher, Eltern im allgemeinen!