LDL - Lernfortschrittsdiagnostik Lesen

Das LDL Verfahren (LDL = Lernfortschrittsdiagnostik Lesen) ist ein Schultest , der im Hogrefe-Verlag in der Reihe "Deutsche Schultests" erschienen ist. Es kann für den Schul- und Förderbereich (Grund-, Haupt- und Förderschulunterricht, für LRS-Förderkurse, LRS-Therapie, Alphabetisierungskurse)...

Buchtitel: LDL - Lernfortschrittsdiagnostik Lesen. Ein curriculumbasiertes Verfahren.
Autorinnen: Walter J
Verlag: Hogrefe
Erschienen: 2010

...eingesetzt werden und findet als Einzeltest seine Anwendung. Die LDL ist seit 2009 im Einsatz. Prof. Dr. Jürgen Walter von der an Universität Flensburg hat damit ein Verfahren entwickelt, mit dem der Lese-Lernverlauf von Kindern in ganz kurzer Zeit getestet werden kann. Der Test ist nämlich sehr zeitökonomisch anzuwenden: Die Gesamtbearbeitungszeit inkl. Instruktion und Auswertung beträgt nur ungefähr 2 Minuten. Originell im deutschen Sprachraum ist der alternative Evaluationsansatz, das sogenannte curriculumbasierte Messen (CBM), mit dem der am Lernziel orientierte Lernfortschritt festgestellt werden kann. Es gibt 28 parallele Lesetexte (es handelt sich um Textabschnitte aus einem Kinder-und Jugendbuch), von denen jeweils einer eine Minute lang vom Schüler laut gelesen werden muss. Die Anzahl der richtig gelesenen Wörtern pro Minute ist das Maß für die Lesekompetenz. Mit Hilfe eines Auswertungsbogens kann dieser Indikator schnell ermittelt werden. Die LDL hat zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten: Sie kann für die systematische formative Evaluation von Leseunterricht und Förderung, als Screening-Verfahren wie auch zu Forschungszwecken eingesetzt werden. Sie eignet sich sehr gut als Basis zur Erstellung individueller Förderpläne in allen Schularten. Normen liegen für das Ende der Klasse 1, weiter für den Beginn der Klasse 2 sowie jeweils für die Schuljahresmitte der Klassenstufen 2, 3, 4 (Grundschule) und die Klassenstufen 5, 7, 8 und 9 der Hauptschule vor. Für die Sonderschule (Förderschule) existieren Normen für die Altersklassen 10-11, 12-13 und 14-15. Der Test besteht aus einem Manual, entsprechend der Anzahl der Lesetexte auch aus 28 Auswertungsbögen, Lernfortschrittsprotokollen und einer Box. Die Gütekriterien des Tests sind sehr gut erfüllt d.h. es liegen hohe Reliabilitäts- und Validitätswerte vor, für letztere werden bewährte Lesetestverfahren wie KNUSPEL, ELFE, SLS etc. als Außenkriterien eingesetzt. Als besonders interessant ist der Flesch-Index für Leseleichtigkeit anzusehen, mit dem die 28 Textabschnitte hinsichtlich ihrer vergleichbaren Lesbarkeit überprüft wurden. Dieser Index mit Werten von 0 bis 100 geht nicht auf den Inhalt von Lesetexten ein, sondern auf die Formalia Wortlänge und Satzlänge - je länger das Wort oder der Satz, desto schwerer die Lesbarkeit. Ein hoher Index steht für hohe Leichtigkeit. Da bei den Texten ausnahmslos hohe Indexwerte vorliegen, handelt es sich um leicht lesbare Texte, bei denen Versagen und dadurch Frustration gering gehalten werden. Sehr anschaulich und anregend sind auch die fünf Schritte der Interpretation, insbesondere die Drei-Punkte-Regel, mit der entschieden wird, ob eine und wenn, welche Änderung im Lernziel bzw. Lernprogramm vorgenommen werden soll. Inwieweit die Curriculumsbasierung auch den Nachteil einer lokalen Spezifität beinhält, wäre zu überlegen, wenn tatsächlich Curricula im deutschsprachigen Raum für eine bestimmte Altersgruppe gemeint wären. Aber der Terminus curriculumsbasiert bezeichnet nicht - wie naheliegend angenommen werden könnte- Texte aus einem klassenspezifischen oder altersspezifischen Curriculum, sondern kennzeichnet Testverfahren, die neben den klassischen Gütekriterien noch die Eigenschaften einer hohen Änderungssensibilität, einer schnellen, einfachen Anwendbarkeit, einer durch Paralleltests ermöglichten kurzfristigen Wiederholung aufweisen, sowie durch ihre sensible Erfassung von Veränderungen von Lernpotentialen auch Prävention von Lernstörungen gestatten. Der Ausdruck "Curriculumbasiertes Messen" weist dabei darauf hin, dass im Unterricht vermitteltes Wissen (deshalb Curriculum) wissenschaftlich fundiert gemessen wird. Die unterrichtliche Wissensvermittlung wird wohl eine Variation aufweisen (bei den Angaben zur Normierung fehlen Hinweise darauf, wo die Stichproben erhoben wurden, es wird aber Repräsentativität angenommen werden dürfen). Jedenfalls sprechen die hohe Leichtigkeit der Testtexte der LDL und die hohen Korrelationen mit anderen Lesediagnostik-Verfahren für eine breite Anwendbarkeit, abgesehen davon wird die Messung ja entweder im Vergleich des Individuums zu seiner spezifischen Jahrgangs- Klasse oder im Vergleich zu seinen eigenen vorgängigen Leistungen erhoben.

Zwei kritische Anmerkungen müssen allerdings noch angebracht werden.

1) Die 28 Lesetexte ergeben aneinander gefügt eine fortlaufende Geschichte. Ein origineller Ansatz. Aber: Wenn Kinder nicht den ganzen Text in einer Minute schaffen, dann fehlt ihnen das "Anschluss-Stück" für den nächsten Text. Hingegen haben Kinder, die den ganzen Text lesen, einen Motivationsvorteil: Sie wollen sicher wissen , wie es weiter geht. Im Manual vermisst man einen Hinweis, dass vor dem Lesen des nächsten Textabschnittes der fehlende Textteil dem Kind inhaltlich mitgeteilt werden sollte oder, dass das Kind den Text nochmals ohne Speed-Bedingung zur Gänze liest, damit es auf dem Laufenden ist.

2) Im Lesetext 7 findet sich ein gravierender inhaltlicher Fehler, dem man entweder durch Textabänderung begegnen muss oder, indem man diesen Textabschnitt zu einem Beispiel für Textkritik macht und darauf hinweist, dass nicht alles, was Schwarz auf Weiß zu lesen ist, deswegen auch stimmen muss. Worum geht es? Es ist der Rat, man solle einem Hund in die Augen schauen, denn "das mag er nicht"! Ganz richtig: Hunde fassen das Anschauen als Provokation und aggressiven Akt auf, besonders gefährlich, wenn die Dominanz eher auf Seite des Hundes behauptet wird, weil das Kind sich, weil es noch klein ist, in gering höherer oder gleicher Augenhöhe mit dem Hund befindet. Ein gefährlicher Ratschlag (wo war der Lektor?).

Insgesamt aber: Ein interessantes, sehr ökonomisches Verfahren, das die Lernfortschritte durch spezifische Maßnahmen begleitend evaluieren hilft.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
21.04.2010
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/ldl-lernfortschrittsdiagnostik-lesen.html
Kostenpflichtig
nein