Personzentrierte Körperpsychotherapie

Das Buch ist reichhaltig, bietet viele Anregungen zum Nachdenken und Nachahmen, bindet viele wertvolle Konzepte und Aspekte in die therapeutische Arbeit ein und vermittelt so eine tragfähige Basis für die Einbeziehung des Körpers in den therapeutischen Veränderungsprozess!

Buchtitel: Personzentrierte Körperpsychotherapie
AutorInnen: Kern E
Verlag: München: E. Reinhardt.
Erschienen: 2014

Zum Inhalt

Der Autor ist Psychologe und in mehreren Psychotherapiemethoden ausgebildet. Unter anderem ist er Gesprächspsychotherapeut und Körperpsychotherapeut und kann in seiner Person das Menschenbild und Vorgehen beider Schulen zu einer personzentrierten Körperpsychotherapie verschmelzen - wobei er auch noch u.a. die Emotionszentrierung der (3. Welle der) Verhaltenstherapie integriert. Das gelingt ihm in 7 Kapiteln, denen er ein Vorwort voranstellt, in dem sein doppeltes Anliegen transparent wird: Es wäre danach zu trachten, körperpsychotherapeutische Ansätze und Elemente mehr in den (klinischen) Alltag einzubinden und schrittweise vom Gespräch zum Körpererleben zu gelangen. Kerns Argumentation beginnt mit einer phänomenologischen Grundlegung der personzentrierten Körperpsychotherapie, wichtige Konzepte werden hier angeführt: der von innen gefühlte Körper, das erlebende Selbst, das innere Spüren, die Zwischenleiblichkeit, der prozesshafte Körper, der situationale Körper. Es wird deutlich, welche Bedeutung der Körper für das Erleben hat.

Im nächsten Kapitel werden diese Ansätze erweitert und ergänzt, Ergebnisse der Säuglingsbeobachtung und -forschung bezüglich der Selbstentwicklung werden eingebunden, weitere Konzepte angeführt wie die Verkörperung des Psychischen (embodiment), Körper-Selbst, somatische Marker (körperliche Erinnerungsspuren) , das innere Gewahrwerden (Focusing) und die Achtsamkeit, um nur einige Bezugspunkte zu nennen. Der Körper wird zum Medium vertiefter Selbstbezugnahme. 

Kapitel 3 führt die personzentrierten Grundhaltungen in der Praxis der personzentrierten Körperpsychotherapie an: Therapeutenbedingungen (Empathie, bedingungsfreie Anerkennung, körperbasierte Kongruenz und Präsenz), Klientenbedingungen, körperpsychotherapeutische Erweiterungen der Symbolisierung durch körperliche Ausdrucks- und Handlungsmöglichkeiten.

Im Kapitel 4 geht es darum, wie man Wege zur Körperpsychotherapie finden kann - "Eingänge" sind Körperwahrnehmung, Atmung beachten, Bezugnahme auf die Körperhaltung, Bezugnahme auf Bewegungen, Gesten und Bezugnahme auf den Körperkontakt (behutsame, wohlwollende Berührungen sollen vorgestellt werden und dann stufenweise die Körperkontaktnahmen mit Eigenberührungen intensiviert werden).

Kapitel 5 ist ein Zentralinhalt des Werkes: es geht um die Sprache des Körpers, um das Alphabet der Leiblichkeit und die grundlegenden Leibbewegungen ( Körperselbstbild, Kraft, Raum, Zeit und anderes werden als Kriterien für die Analyse eingesetzt. Z.B. kann eine Bewegung langsam, gemächlich, oder impulsiv, rasant erfolgen).

Kapitel 6 beschreibt körperpsychotherapeutische Entwicklungsphasen (eine Basis - Sicherheit finden, Erleben wichtiger Körperaspekte wie Selbst-Urheberschaft, Selbst-Kohärenz, Selbst-Affektivität, Selbst-Geschichtlichkeit, weiter die Entdeckung der persönlichen Innenwelt und die Verbalisierung der leiblichen Erfahrungen). 

Das Kapitel 7 widmet sich der Behandlung verschiedener Störungsbilder wie Depressiion, Angststörungen, Sucht, Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Traumafolgenstörungen.

Kapitel 8 bringt eine Schlussbemerkung, die das Anliegen und dessen Durchführung in dem vorliegenden Buch rekapituliert, wobei eine gewisse Ambivalenz dem Autor selbst nicht entgeht: Einerseits ermutigt er dazu, die Mittel der personzentrierten Körperpsychotherapie (die kein eigenes Therapie-Verfahren sei) in die eigene Behandlungsform einzubauen; andererseits weist er auf "die Wichtigkeit von entsprechender Selbsterfahrung und Ausbildung für die Durchführung körperorientierter Therapieangebote" (Seite 175) hin., mahnt also auch zur Vorsicht.

Das Buch ist reichhaltig, bietet viele Anregungen zum Nachdenken und Nachahmen, bindet viele wertvolle Konzepte und Aspekte in die therapeutische Arbeit ein und vermittelt so eine tragfähige Basis für die Einbeziehung des Körpers in den therapeutischen Veränderungsprozess! Aufgrund seiner grundlegenden Ausführungen ist das Buch in die unterschiedlichsten Psychotherapieverfahren integrierbar! Prinzipiell ist anzumerken, wie schlüssig die Kombination verschiedener therapeutischer Verfahren gelingt, wenn sie aus fundierter Kenntnis und nicht in bloß eklektischer Absicht erfolgt.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
07.04.2014
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/personzentrierte-koerperpsychotherapie.html
Kostenpflichtig
nein