Praxis der Frühförderung

Das Buch ist für Praktiker geschrieben - Praktiker in jedem Stadium. Denn die Anfänger lernen die wichtigsten konzeptuellen und organisatorischen Grundlagen der Frühförderung kennen: Allgemeine Anmerkungen und Prinzipien der Frühförderung, die Gestaltung der Eingangsphase (inklusive eines...

Buchtitel: Praxis der Frühförderung. 4. tw. aktualisierte Aufl.
Autorinnen: Thurmair M u Naggl M
Verlag: E. Reinhardt
Erschienen: 2010

...ausführlichen Fragenkatalogs zur Anamnese Seite 49 bis 55 - das Buch gibt im Vorwort zur 4.Auflage auch einen link an mit zahlreichen Kopiervorlagen), einem hilfreichen Überblick über Diagnoseinstrumente, Hinweise zum Ablauf der Förderung und Therapie, Empfehlungen, wie mit Eltern über die Behinderung geredet werden sollte, und eine detaillierte Beschreibung der Durchführung einer Förderstunde. Aber auch Fortgeschrittenen und versierte Praktiker profitieren von der Lektüre: Durch wichtige Reflexionen wie z.B. die veränderte Sichtweise von "Behinderung" und Gesundheitsproblemen als aus einem Wechselspiel zwischen Umwelt und Individuum resultierend (Seite 16f). Oder die wichtige Ergänzung des Risiko-Konzepts (Ziel: Erkennung von Faktoren einer drohenden Entwicklung einer Behinderung) durch das Resilienz-Konzept (Ziel: Nicht nur Betrachtung der Schwächen eines Kindes, sondern auch seiner Stärken - Seite 19). Ganzheitlich, familienorientiert und interdisziplinär, vernetzt präsentiert sich die moderne Auffassung von Frühförderung. Dem entspricht auch die "Architektur" einer Frühförderstelle, wie sie auf Seite 34ff beschrieben wird. Themen wie: das Konzept der Behinderung in der Frühförderung, mobile Frühförderung, Familienorientierung in der Frühförderung, Datenschutz und Dokumentation bieten Anfängern wie Erfahrenen wichtige Denkanstöße und praktische Impulse. Viele Beispiele helfen, das Gelesene zu integrieren. Die mitgeteilten Gedanken, Fragen, Rollenunklarheiten von Mitbetroffenen haben beinahe supervisorische Wirkung: Z.B. die zitierte Auseinandersetzung um die Rolle als Förderin oder Spielpartnerin (Seie 108) oder das Rollen- Dilemma zwischen Mutter-Kind-Beziehung und therapeutischer Beziehung (Seite 112). Interessant ist auch die Auseinandersetzung auf Seite 104f: Der Vorwurf an die Montessori-Pädagogik, das freie Spiel mit dem Gedanken der Nutzbarmachung und der Auffassung des Spiels als Arbeit des Kindes zu vernachlässigen. Die auf Seite 184ff dargestellten Methoden und Programme in der Frühförderung, wie etwa Sensorische Integration, Psychomotorik, Montessori-Pädagogik, basale Stimulation und anderes hat der Rezensent bezüglich ihres theoretische Konzeptes als nicht sehr trennscharf erlebt . Das mag an den Konzepten und ihren zahlreichen Überschneidungen oder auch an der Kürze der Darstellung liegen- jedenfalls bieten die angefügten praktischen Beispiele eine wertvolle - und wohl auch notwendige- Unterscheidungshilfe. Das Buch bietet sehr viele Anregungen, der Bogen spannt sich von den Ebenen der Förderung im Spiel bis zu unterstützenden Strukturen in Institutionen. Es ist in einer verständlichen, klaren Sprache geschrieben, die praktischen Empfehlungen sind leicht nachvollziehbar und anwendbar.

Man kann getrost sagen, dass jeder, der dieses Buch aufmerksam gelesen hat, das Arbeitsfeld der Frühförderung kennt und jeder, der die Frühförderung professionell betreibt, motiviert ist, diese Kenntnisse und Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
15.12.2010
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/praxis-der-fruehfoerderung.html
Kostenpflichtig
nein