Selbstmanagement - ressourcenorientiert

Die Autoren beschreiben sich zu Beginn ihrer Arbeit an dem Zürcher Ressourcen Modell als Wanderer zwischen den Welten: „Im Gespräch mit PraktikerInnen bestanden wir auf präziser Begriffsbildung und im Gespräch mit TheoretikerInnen fragten wir unerbittlich nach der ökologischen Validität ihrer...

Buchtitel: Selbstmanagement- ressourcenorientiert. Grundlagen und Trainingsmaterial für die Arbeit mit dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM).
Autorinnen: Storch M, Krause F
Verlag: Huber
Erschienen: 2006

...Forschung. Im Kreis von VerhaltenstherapeutInnen betonten wir, das auch unbewusste Motivlagen eine große Bedeutung zukommt, im Kreis von PsychoanalytikerInnen wiesen wir darauf hin, dass das bloße Reflektieren über die Vergangenheit noch lange keine nachhaltige Änderung des Handelns im Hier und Jetzt mit sich bringt.“ (S 21). Die Autoren sehen im ZRM den erfolgreichen Versuch der Überwindung der Einseitigkeiten und der Integration der Stärken verschiedener Therapieschulen. Allerdings entspricht ihre Kritik am analytischen Reflektieren der Vergangenheit nicht mehr ganz der Aktualität: Zunehmend befassen sich tiefenpsychologische Schulen mit der übertragungsgeleiteten Gestaltung der Interaktion im Hier und Jetzt. Und der Brückenschlag zur Tiefenpsychologie scheint fraglich, wenn – was konsequent für ein Selbstmanagement-Programm ist- im sogenannten Hebammenprinzip entsprechend der humanistischen Psychologie davon ausgegangen wird, dass alle Menschen zu erkennen vermögen, was ihnen gut tut oder abträglich ist. Was bedeutet, dass den tendenziösen Apperzeptionen und unbewussten Motivationen kein Platz eingeräumt wird – allerdings weisen die Autoren auf den engen Zusammenhang zwischen Emotionen und körperlichen Empfindungen hin und auf die sogenannten somatischen Marker, die eine unmittelbare, globale Bewertung der Zu- oder Abträglichkeit einer Situation, Verhaltensweise etc. ermöglichen. So sei also der Mensch durchaus in der Lage, zu spüren, ob etwas kongruent ist oder nicht. Die Autoren stellen daher ganz richtig auch eine Verbindung zum schon lange bekannten „felt sense“ im Focusing nach Gendlin her (Seite 105f). Es gibt auch einen „parallelen Lehrplan“, in dem eine Förderung der Eigenwahrnehmung betrieben wird. Wertvoll sind in diesem Zusammenhang auch die hypnotherapeutischen Erfahrungen der Autoren. Sehr interessant und grundlegend für ein Selbstmanagement-Programm ist die neurowissenschaftliche Sichtweise von Neurosen. Statt pathogene Konflikte zwischen Kultur und Trieb anzunehmen wird davon ausgegangen, dass ein maladaptives Wissen vorliegt, Kenntnisse und Erfahrungen, die nicht ausreichen, um Wohlbefinden zu sichern. Sehr sympathisch und konsequent ist das Streben nach Expertenunabhängigkeit (S 27), d.h. der Klient wird zum Selbstcoaching ermuntert. Wertvoll auch die Unterscheidung zwischen individuellem Raum (Einzelarbeit) und öffentlichem Raum (Austausch in der Gruppe). Nun zum Aufbau: Das Buch besteht aus zwei Teilen, im Theorieteil werden die Sichtweise der Neurowissenschaften, der sog. Rubikon-Prozess (vom Bedürfnis zur Handlung) und die Phasen des ZRM dargestellt. Im Trainingsmanual werden die einzelnen Traningsphasen (Thema, Ziel, Ressourcen, Handlung, Integration-Transfer-Abschluss) beschrieben. Das Buch wird abgerundet durch eine stichwortartige Zusammenfassung, kurze Hinweise zur Forschung mit dem ZRM und schließlich durch praktische Kopiervorlagen im Anhang, zu deren selbständigen Ablichtung und Nutzung der Leser in sympathischer Weise aufgerufen wird.

Das ZRM kann sich in der aktuellen Ressourcenorientierung der Psychotherapie durchaus behaupten und liefert einen wertvollen, motivierenden Beitrag zur Selbstgestaltung des Individuums unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen und der Transfereffizienz des Gelernten für den Alltag!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
08.08.2008
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/selbstmanagement-ressourcenorientiert.html
Kostenpflichtig
nein