Suizide im berufl. Kontext.Bewältigungsstrategien f.Mitarbeiter im Gesundheitswesen u. Rettungsdienst

Eine Million Menschen sterben jährlich weltweit von eigener Hand. Von ihrem Tod sind nicht wenige Menschen betroffen. Zunehmend besteht Forschungsinteresse an den "Survivors" und damit verknüpft an Möglichkeiten der Postvention, der Hilfeleistung für die Hinterbliebenen...


AutorInnen: Illes F, Jendreyschak J, Armgart C u Juckel G (2015):Verlag: Stuttgart: Schattauer
Erschienen: 2015

Zum Inhalt

Die Autorinnen und der Autor sind am LWI Universitätsklinikum Bochum tätig und haben aus einem  Forschungsprojekt ein Bewältigungskonzept abgeleitet. Ihr Buch beschäftigt sich zunächst mit berufsspezifischen psychischen Belastungen im Arbeitskontext. Darauf folgen 5 Basismodule, gemeint sind Strategien vor dem Ereignis, d.h. die Anreicherung des Wissens über Suizidalität inklusive ihrer Einschätzung, weiter die Auseinandersetzung mit typischen Reaktionen auf Suizidereignisse. Weitere Module befassen sich mit Ressourcen gegenüber Stress und Belastungen; mit dem Konzept kollegialer Unterstützung; mit organisatorischen Abläufen nach einem Suizid. Nun folgen 4 Bewältigungsmodule, d.h. Strategien nach dem Ereignis: Unterstützung unmittelbar nach dem Ereignis; Unterstützung, wenn der erste Schock abgeklungen ist, und Unterstützung  im weiteren Verlauf.

Einige Fakten aus dem Buch: Mit 12 Jahren erfassen die Kinder den Todesbegriff und das Endgültigkeitsverständnis. Damit taucht auch die Möglichkeit auf, Suizid als Problemlösung einzusetzen. Es gibt Warnsignale für Suizidalitätsgefahr: Verhaltensänderungen, Resignation, Insuffizienzgefühle, Angst, Hoffnungslosigkeit etc. Diese Aufzählung auf Seite 33 ist nicht vollständig. Der Rezensent hat in eigenen Untersuchungen fest gestellt, dass es drei wichtige Faktoren gibt: Hilflosigkeit (bestehende oder angenommene Inkompetenz), Haltlosigkeit (kein Halt gebendes Sozialnetz, Isolation), Hoffnungslosigkeit ( kein Sinnhorizont, keine Zukunftsaussichten). In der Zusammenstellung auf Seite 33 fehlt der Faktor Haltlosigkeit ( Einsamkeit), er sollte unbedingt  in die Liste aufgenommen werden. Auf Seite 41 bis 46 werden insgesamt 19 wichtige Forderung für die Gesprächsführung mit akut suizidalen   Personen angeführt: Z.B. Transparenz,   Blickwinkel erweitern, negative Sichtweisen relativieren,  authentisch sein, empathisch sein u. a. m.  Als 20. Punkt der Gesprächsführung würde der Rezensent einfügen: Im manchen Situationen einfach nur miteinander schweigen..

Sehr informativ und hilfreich ist die Zusammenstellung auf Seite 69f: Es werden die Trauerphasen nach Kast verquickt mit den Traueraufgaben nach Worden. Z.B.1.Trauerphase: Nicht Wahrhaben-Wollen, Aufgabe I: Die Wirklichkeit des Todes und des Verlusts begreifen.

Auf Seite 85 werden 12 Führungsaufgaben bei belastenden beruflichen Ereignissen aufgezählt, die der Rezensent in drei Gruppen bündeln würde: Klären, Informieren und Koordinieren.

Helferteams,  Ansprechpartner im Arbeitsbereich werden plausibel dargestellt und im Konzept kollegialer Unterstützung  mit dem nötigen Hintergrundwissen ausgestattet.  Das Spektrum nützlicher Anregungen ist groß: Es reicht von Hinweisen für das Gespräch mit Angehörigen bis zur Psychohygiene für die Helfer,  von Fallkonferenzen bis zum Umgang mit Schaulustigen und Medien.

Auf Seite 131 ff werden Selbstheilungskräfte angesprochen und  Ressourcen. Die Unterscheidung überlappt sich teilweise, könnte hinsichtlich Trennschärfe noch deutlicher ausfallen.

Abgerundet wird das Buch durch 12 Arbeitsblätter, 5 Informationsmaterialien und 2 Fallbeispielen.

Den Autorinnen und dem Autor ist ein gewissenhaftes, sachorientiertes Werk gelungen, das auf didaktisch-methodisch überzeugende Weise eine Lücke schließt einerseits im Bereich professioneller Hilfestellungen, andererseits im Wissen über Suizidalität!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
14.02.2015
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/suizide-im-berufl-kontextbewaeltigungsstrategien-fmitarbeiter-im-gesundheitswesen-u-rettungsdien.html
Kostenpflichtig
nein