Wie viel Tod verträgt das Team? Belastungs- und Schutzfaktoren in Hospizarbeit und Palliativmedizin
Es ist ein sympathisches Buch trotz des schwerwiegenden Themas, denn der Leser wird immer mitgenommen - sowohl in die theoretischen Positionen als auch in persönliche Stellungnahmen und Reflexionen.
Buchtitel: Wie viel Tod verträgt das Team? Belastungs- und Schutzfaktoren in Hospizarbeit und Palliativmedizin
AutorInnen: Müller M. und Pfister D.
Verlag: Vandenhoeck u Ruprecht
Erschienen: 2012
Inhalt
In den Vorbemerkungen erfährt man den Hintergrund bzw. Beweggrund für eine empirische Studie zu Risiko- und Schutzfaktoren in Hospizarbeit und Palliativmedizin. Ganz wichtig auch eine Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen.
In einem weiteren Abschnitt erfährt man, welche Belastungsfaktoren die Sterbegleitung so herausfordernd gestalten: Die Beziehung zum Patienten, die anspruchsvolle Tätigkeit an sich, die berechtigten oder übertriebenen Ansprüche, die Auseinandersetzung mit Fehlern (eine interessante Analyse von Antworten auf die Frage: Was versteht man unter Fehlern?), um nur einige Beispiele zu nennen.
Ein weiterer Abschnitt widmet sich den Signalen der Erschöpfung, z.B. Vorwürfe und Beschuldigungsmuster als Symptome der Belastung, oder Redseligkeit bzw. Sprachlosigkeit als Reaktionen auf die erschöpfende Tätigkeit.
Das folgende Kapitel schildert die verschiedenen Antworten auf die Frage: Was uns schützt“. Hier werden viele Schutzfaktoren aufgezählt, etwa Rituale, Supervision, gelingende Kommunikation, Mitgefühl – bis hin zu Glaube und Religion.
Der abschließende Abschnitt stellt sich der Frage nach dem „Ertrag“ der Hospizarbeit und Palliativmedizin inklusive der Reflexion, wie die spezifischen Erfahrungen auch in eigenen Lebenskrisen helfen können.
Das Buch zeigt auf, wie die Berührung mit dem Tod enttabuisiert werden kann. Wobei es immer auch um Ausgewogenheit in der persönlichen Beziehung zur Begrenzung der Existenz geht, erlebt bei anderen, aber auch für sich selbst reflektiert. Z.B. die Auseinandersetzung mit „Nähe“: Anreiz und Abschreckung zugleich, verführend zur Ideologisierung „alle sind gleich nett“, bis hin zur „Entdeckung von Ähnlichkeiten“, um die befremdende Distanz zu überbrücken, oder dem professionellen Zugang.
Ein mutiges, ein informatives und ein zur eigenen Stellungnahme herausforderndes Buch!