Casting und Mirroring - der Weg auf den Bildschirm

Sam Churchill/flickr.com

In diesem Artikel werden Möglichkeiten vorgestellt, wie man Inhalte von mobilen Geräten auf einem Anzeigegerät, wie z.B. einem Fernseher, einem Beamer oder einem Whiteboard darstellen kann. Die Übertragung (das sogenannte „Streaming“ ) funktioniert dabei drahtlos über eine Funkverbindung.

Im Folgenden wird auf zwei verschiedene Streamingmethoden eingegangen:

  • Casting: Bei dieser Methode werden einzelne Medieninhalte (ein Video, eine Tondatei, ein Bild) auf das Anzeigegerät „geworfen“ (engl. to cast = werfen)
  • Mirroring: Bei dieser Methode wird der gesamte Bildschirm des Mobilgeräts auf den Beamer dupliziert (engl. to mirror = spiegeln)

Nutzen von Streaming

Kamera, Mikrofon, Videogerät und CD-Player – alles dies sind Geräte, die man sich als Lehrerin oder Lehrer meist ausleihen und in den Unterricht mitbringen muss. Alle diese Funktionen besitzt aber auch jedes Smartphone und jedes Tablet. Unter der Voraussetzung, dass in einem Unterrichtsraum ein Beamer vorhanden ist, kann das Mobilgerät als Quelle für die verschiedensten Medieninhalte fungieren. Das sogenannte „Streaming“ erleichtert der Lehrkraft auf diese Weise sowohl die Unterrichtsorganisation als auch die Durchführung.

Einer der größten Vorteile des Streamings liegt in der Bewegungsfreit, welche man als Lehrerin bzw. Lehrer erlangt. So ist es beispielsweise möglich, im Raum umherzugehen und schnell eine Hausaufgabe aus einem Schülerheft abzufotografieren. Man muss sich nicht mehr – wie beim Tafel- oder Whiteboardaufschrieb – von der Klasse abwenden, sondern kann bei den Schülerinnen und Schülern stehen. Die Lehrkraft kann auf diese Weise bei Unterrichtsgesprächen direkter mit der Klasse kommunizieren und interagieren.

Nach der JIM-Studie 2014 besitzen 88% der Jugendlichen ein Smartphone. Wenn Schülerinnen und Schüler Inhalte für den Unterricht mit Hilfe ihrer eigenen Mobilgeräte erarbeitet haben (z.B. Standbilder oder Interviews), bietet Streaming eine elegante Möglichkeit, dem Rest der Klasse die Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Dazu müssen die Mediendateien nicht erst „eingesammelt“ werden. Sie kommen direkt von dem Gerät, auf dem sie hergestellt wurden.

Die Streamingmethoden: Casting und Mirroring

1. Casting

Beim Casting werden nur einzelne Medieninhalte auf den entfernten Bildschirm übertragen. Das heißt, man sendet beispielsweise ein Bild an den Beamer, die Menüs der Galerie-App bleiben vor den Schülerinnen und Schülern verborgen.

Mit dieser Methode lässt sich unterrichtlich schon ein großer Mehrwert erzeugen. Konkret kann man mittels Casting z.B.:

  • Filme/Videos zeigen, z.B. aus den Mediatheken der TV-Sender oder von YouTube,
  • Fotos und Bilder zeigen, z.B. Arbeitsergebnisse (Standbild, Heftmitschrieb) oder Kunstwerke
  • Musik streamen, z.B. für Hörverständnisaufgaben im Fremdsprachenunterricht

Für das Casting gibt es darüber hinaus viele Apps, die andere Medieninhalte übertragen können. Einige davon werden im Abschnitt über Chromecast näher beschrieben.

2. Mirroring

Der Nachteil des Castings liegt auf der Hand: Voraussetzung ist immer eine passende App. Davon gibt es zwar immer mehr, jedoch sind die Apps oft sehr spezifisch auf einen einzigen Anwendungszweck ausgelegt und nicht selten im Funktionsumfang eingeschränkt.

Will man mit dem Tablet wie mit einem Whiteboard arbeiten, ist die zweite Streamingmethode – das sogenannte Mirroring – vorzuziehen. Beim Mirroring wird einfach der gesamte Bildschirm dupliziert („gespiegelt“). So kann man auf dem Tablet schreiben, markieren oder etwas zeigen und die Schülerinnen und Schüler können den Prozess zeitgleich am Beamer mitverfolegen.

Einige hilfreiche Apps werden im Abschnitt über Airplay und Miracast vorgestellt.

Empfangsgeräte und Standards

Ein Umstand macht das Thema „kabellose Bildübertragung“ besonders verwirrend: Derzeit gibt es eine Vielzahl von Übertragungsstandards. Verschiedene Firmen kämpfen um Marktanteile mit ihren eigenen Technologien und Geräten. Um die schlechte Nachricht vorwegzunehmen: Es gibt derzeit kein Empfangsgerät, das die Spiegelung von allen Mobilgeräten (iOS, Android, Windows Phone) ermöglicht.

Welche Möglichkeiten die jeweiligen Übertragungsstandards bieten und welche Empfangsgeräte Sie benötigen, stellen wir ausführlich in den jeweiligen Abschnitten vor. Um vorab etwas Ordnung in das Begriffschaos zu bringen, lohnt zunächst ein Blick auf die Entwicklungsgeschichte der kabellosen Bildschirmübertragung:

Impulsgeber auf diesem Gebiet war Apple, welche schon früh die Bildübertragung von ihren iOS und MacOS-Geräten unter dem Namen Airplay implementiert hatten.
Die Wifi-Alliance, ein Konsortium aus über 300 Firmen, zog nach und entwickelte unter dem Namen Miracast einen konkurrierenden Standard. Seit der Version Android-Version 4.2 („Jelly Bean“) ist Miracast fest im Betriebssystem eingebaut. Im Widerspruch zur Unterstützung des Miracast-Standards kochte Google nebenbei auch sein eigenes Süppchen: Nur ein Jahr später, im Juli 2013, stellte Google den Chromecast-Stick vor. Allerdings verfolgt die Firma mit diesem HDMI-Stick technisch einen gänzlich anderen Ansatz – der Stick bekommt die Inhalte nicht vom Mobilgerät, sondern holt sie aus dem Internet.

Vereinfachend lässt sich festhalten:

  • iOS-Geräte beherrschen Mirroring an ein AppleTV via Airplay.
  • Android-Geräte beherrschen Mirroring an einen Miracast-Stick via Miracast.
  • Geräte mit verschiedenen Betriebssystemen können Medien via Google Cast an den Chromecast-Stick casten (Mirroring geht nur bei einigen Android-Geräten). (Anm: Im Juli 2014 hat Google das Screenmirroring für einige wenige Android-Mobilgeräte freigegeben. Seither befindet sich das Mirroring des Chromecast im Beta-Stadium. Laut Google werden inzwischen die meisten Android Geräte unterstützt.)

Zusätzlich zu diesen Kauflösungen stellen wir Ihnen hier demnächst auch noch eine "Bastellösung" vor: Ein weiter Raspberry Pi mit Kodi (ehemals OpenElec) [im Erscheinen], der im Ergebnis in etwa das gleiche leistet, wie der Chromecast-Stick. Mit dem RaspberryPi als Empfangsgerät ist jedoch ein Internetanschluss nicht mehr zwingend notwendig.

Die Kompatibilität von Sendern und Empfangsgeräten wird aus untenstehender Tabelle ersichtlich. Bei dieser handelt es sich um eine vereinfachte Darstellung. Insbesondere für ältere Mobilgeräte kann man nicht davon unbedingt davon ausgehen, dass die Übertragung immer funktioniert. Beispielsweise kann man mit dem iPad der ersten Generation kein Airplay-Mirroring benutzen.Die Mindestanforderungen sind mal mehr mal weniger gut dokumentiert, so dass in letzter Instanz oftmals nur Ausprobieren hilft.

Anm.: Miracast ist – entgegen dem Wortbestandteil „cast“ – zunächst ein Standard zur Bildschirmspiegelung. Mit geeigneten Apps lassen sich aber Bildschirme auch getrennt ansteuern.

Quelle: Sedding, Michael; Streaming von Medieninhalten; in: Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung (Hg.); Mobile Endgeräte; Esslingen 2015: http://lehrerfortbildung-bw.de/werkstatt/mobiledevices/mobilepraes/